Deutschlands grösster Veranstalter für Reisen nach Costa Rica will den Bau einer Super-Ferienanlage mit 20’000 Betten verhindern. Costa Ricas Hotellerie setzt voll auf das touristische Wachstum und hegt zur Zeit gigantische Ausbaupläne, entgegen aller Grundsätze des ökologisch verträglichen Tourismus, den sich die Branche einmal auf die Fahne geschrieben hatte. Beflügelt wird sie durch den aktuellen Tourismusboom: Mit rund 684’000 Gästen und einem Umsatz von 577,4 Millionen US-Dollar hat der Tourismus 1993 erstmals Costa Ricas Einnahmequelle Nummer eins, die Bananen, um rund 46 Millionen Dollar überrundet. Nun soll mit Unterstützung der zentralamerikanischen Entwicklungsbank am Golf von Papagayo ein Mammutprojekt mit 20’000 Betten, zwei olympischen Golfplätzen, Tennisplätzen, Polofeldern und einem Yachthafen gebaut werden. Ein Teil der für das Touristenzentrum benötigten 2000 Hektaren Land wurde bereits enteignet. Allerdings steht die neugewählte sozialdemokratische Regierung dem Vorhaben skeptisch gegenüber und erwägt, es trotz der in Aussicht gestellten Arbeitsplätze zu kippen. Um den lokalen Umweltorganisationen in dieser entscheidenden Phase den Rücken zu stärken, hat der deutsche Veranstalter Medico-Reisen erklärt, keine Buchungen für die geplante Ferienanlage vornehmen zu wollen, und andere Reiseunternehmen aufgefordert, beim Boykott mitzuziehen, damit «den Initiatoren die Lust am Bauen vergehe». Laut der Medico-Reisen-Geschäftsstelle in Baden-Baden hat der Aufruf für rege Diskussionen in Touristikkreisen gesorgt, allerdings hat bisher noch niemand öffentlich Stellung genommen.

Presse-Mitteilung Medico-Reisen Baden-Baden; Travel Inside 14.9.1994; Die Zeit 5.8.1994/cp